Wie hell ist der vorgesehene “TV-Raum”?

von Tobias
26. April 2024

Fälschlicherweise wird dem Thema Raumhelligkeit erfahrungsgemäß zunächst wenig bis gar keine Bedeutung zugeschrieben. Dabei spielt die Ausleuchtung der “TV-Raums” eine maßgebliche Rolle in Verbindung mit der Leistungsfähigkeit des Wunsch-TVs. Worauf ihr bei eurer Kaufentscheidung deshalb achten solltet und warum sich OLED und LED-Modelle besonders in diesem Punkt stark unterscheiden, verdeutlichen wir für euch in den nachfolgenden Abschnitten.

Je nach Preisklasse definieren sich Fernsehgeräte nicht bloß über Farbraum, Funktionsumfang, und Anschlussstandards, sondern eben auch maßgeblich durch ihre individuelle Helligkeitsleistung. Diesen Punkt dabei nur im Vorbeigehen zu behandeln, wird den aktuellen Gegebenheiten auf dem TV-Markt nicht gerecht. Während nämlich LED-LCD-Modelle hier eigentlich eine untergeordnete Rolle spielen, sind vor allem OLED Geräte der thematisch interessante Knackpunkt unserer Betrachtung.

Denn was Laien gewöhnlich verschwiegen wird, ist der heute weiterhin relevante Aspekt mit Blick auf die Bedeutung der Bildschirmhelligkeit beim täglichen Gebrauch. Dieser Punkt wird von Herstellern und Händlern aber durchweg unterschlagen. Erwartungsgemäß verkaufen Marketingabteilungen dem Kunden dafür, sagen wir mal, nur den Teil der Informationen, die sich auf die bestmöglichen Helligkeitseigenschaften eines TV-Geräts beziehen, ohne dabei sozusagen das „Kleingedruckte“ zu erwähnen.

OLED hinken bei Flächenhelligkeit hinterher

TV Raum Colorimeter

Selbst namhafte Technikportale reichen an dieser Stelle ein Testgerät nach dem anderen herum und beschönigen, was nicht zu beschönigen ist. Mögen aktuelle Top-of-the-line OLEDs für den Otto Normalverbraucher in Sachen Spitzenhelligkeit die Lücke zu LED-LCDs inzwischen deutlich verkleinert haben, gilt das ganz klar nicht für die vollflächige Leuchtkraft.

Insbesondere da selbstverständlich auch Modelle mit Hintergrundbeleuchtung immer heller werden und Messwerte von 700, 800 oder 900 cd/m² erreichen. Hinzu kommt eine deutlich geringere Limitierung durch die automatische Helligkeitsregelung — siehe ABL.

Zum Vergleich: Oberklasse-Modelle mit Panels auf Basis selbstleuchtender Pixel liegen momentan überwiegend in Messbereichen von etwa 200 Candela pro Quadratmeter, kurz cd/m². Bereits TVs aus der beliebten C-Reihe von LG kommen mit 150 – 160 cd/m² nur schwer in die Nähe dieser Zahlen. Ein Samsung S95D QD-OLED von 2024 kratzt immerhin an der 300 cd/m² Marke.

Besonders interessant: Während sich die maximale Luminanzleistung von OLEDs im Laufe der vergangenen Jahre regelmäßig erhöht hat, ist bei dem ebenso wichtigen Wert der Flächenhelligkeit genau genommen nur unzureichend viel passiert.

Im Gegenteil: Je nach Line-up-Strategie fahren Hersteller die Performance — wie beim Sprung vom LG OLED B2 auf die B3-Serie — zurück oder frieren die Leistung quasi ein. Ein Beispiel dafür ist der LG OLED evo G4. Verglichen mit dem Vorgänger bringt das 2024er-Modell an dieser Stelle nur wenig Verbesserung. Blindes Vertrauen ist daher schon lange nicht mehr angesagt. Eine genaue Recherche umso wichtiger.

OLED oder LED: Welche Lösung eignet sich für euren “TV-Raum” am besten?

Wenn ihr euch vor Augen führt, dass LED-LCD Fernseher mitunter wesentlich leuchtstärker ausfallen können, solltet ihr bei eurer Entscheidung sieben wesentliche Punkte klären.

  1. Hat der Raum große Fensterfronten, die im ungünstigen Fall womöglich sogar vor dem Bildschirm positioniert sind und für störende Spiegelungen sorgen könnten?
  2. Ist das Zimmer durch Sonneneinstrahlung tagsüber generell stark ausgeleuchtet?
  3. Schaut ihr typischerweise bei eingeschaltetem Licht?
  4. Würde der TV nach dem Kauf auch tagsüber oft genutzt werden?
  5. Lässt sich das Licht bei Bedarf effektiv dimmen oder könntet ihr im besten Fall eine vollständige Abdunkelung erreichen? 
  6. Möchtet ihr den Raum — falls erforderlich — wirklich jedes Mal abdunkeln?
  7. Wäre die Anbringung einer schwenkbaren Wandhalterung möglich, um Reflexionen, Sonne oder andere Lichtquellen zu minimieren bzw. vollständig zu umgehen?

Was ist mit direkter Sonneneinstrahlung?

TV Raum Sonneneinstrahlung

Unmittelbares Sonnenlicht auf dem Bildschirm solltet ihr bei allen Fernsehern zwingend vermeiden! Gerne wird dieses Thema heruntergespielt. Dabei kann selbst eine geringe Lichtmenge über wenige Minuten pro Tag ausreichen, um für einen erhöhten Verschleiß zu sorgen, der sich binnen kurzer Zeit negativ auf die Darstellungsqualität auswirken kann. Eine gewisse Umsicht ist daher gefordert, um hinterher großes Geschrei und mögliche Reklamationen zu vermeiden.

Zur Erklärung: OLED Modelle nutzen organisches Material, dass durch UV-Strahlung und Wärmeentwicklung beeinflusst wird und sich somit schneller abnutzen kann. Dauerhaftes Einbrennen — bekannt als Burn-in — wird hierbei ebenfalls begünstigt. Ein weiterer Punkt ist die Nachkalibrierung im Standby-Modus. Fällt während diesem Pflegeprozess Sonnenlicht auf das Panel, ruft die Temperaturveränderung Messabweichungen hervor, die zu äußerst unschönen Flecken auf dem Display führen können.

LED-LCD-TVs nutzen sogenannte Diffusorfolien, auch Lightguides genannt, die eine Streufunktion erfüllen, damit der Bildschirm ebenmäßiger ausgeleuchtet wird. Je nach Effizienz der Wärmeabführung des TVs können Sonnenstrahlen ein Ablösen oder Dehnen dieser Schichten bewirken und so die Entstehung von Bildfehlern fördern. Besonders in Dachgeschoss- und Maisonettewohnungen solltet ihr darauf achten, da sich hier — grade im Sommer — die Hitze stark stauen kann und so ohnehin eine bereits erhöhte Raumtemperatur herrscht.

Du denkst, wir haben hier etwas Wichtiges unterschlagen oder dir brennen weitere interessante Vorschläge zu diesem Thema auf den Nägeln? Wir freuen uns über jeden konstruktiven Hinweis im Kommentarbereich.

Tobias

tvfindr Redaktion

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Als studierter Technikjournalist schreibt Tobi gerne und regelmäßig über die bunte Welt von Fernsehgeräten & Co. Weitere Interessen: Musik, Autos, Gaming, Fußball

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