Welche Filmkameras werden in Hollywood verwendet?

23. April 2024 Feature

Die mystische Welt des kalifornischen Hollywoods ist die Schmiede zahlreicher Blockbuster, über die wir uns seit vielen Jahrzehnten jedes Mal auf Neue freuen dürfen. Filme entführen bis heute in fremde Welten und können dabei viele Gefühlsregungen auslösen. Wir erklären euch, welche Filmkameras dafür zum Einsatz kommen und wie die Technologien dahinter im Einzelnen aussehen.

Ton an, Kamera ab und Action!

Hollywood-Regisseure wie Christopher Nolan, Zack Snyder oder Quentin Tarantino schwören bis heute auf analoge Filmtechnik bei der Regiearbeit. Bevor digitale Kinokameras Einzug in die Filmindustrie gehalten haben, wurden Aufnahmen mit großen Kameras auf Filmrollen gemacht. Beispielsweise auf 35 mm, 65 mm oder 70 mm Bändern.

Filmkameras
© gnepphoto

Im Gegensatz dazu speichern digitale Kinokameras das Filmmaterial digital auf Speichermedien wie SD-Karte oder Festplatte. Auf diese Weise wird Gewicht und Zeit bei der Produktion gespart. Diese Technik hat allerdings auch Nachteile. Welche das sind, verraten wir euch hier:

Analoge Filmkameras: Vor- und Nachteile

  • Abtastung bei analogen Filmrollen vor Sichtung nötig
  • Mögliche Störgeräusche durch physische Bewegung der Rolle
  • Material altert mit der Zeit und kann unbrauchbar werden
  • Vergleichsweise hohe Betriebskosten — speziell bei einer Bandbreite von 70 mm
  • Unverwechselbare Ästhetik und digital nicht nachzuahmen

Digitale Filmkameras: Vor- und Nachteile

  • Ergebnis direkt am Filmset zu sehen
  • Digitale Kameras sind geräuscharm
  • Einfache Vervielfältigung der Dateien
  • Theoretisch unendlich lange Aufnahmen möglich
  • Wirkt oft zu “perfekt” und zu “sauber

Überblick diverser Filmkameras

Lange wurden in Hollywood analoge Kameras verwendet, da der bildliche Charakter chemischen Films von Regisseuren bevorzugt wird und die Bildqualität lange unerreicht war. Das ist jetzt nicht mehr so. Digitale Filmkameras schaffen mit 8KAuflösungen genauso hochauflösend zu filmen und den Charme analogen Films teilweise zu imitieren. Nur noch eine Videokamera ist unerreicht, die IMAX.

IMAX

Filmkameras Filmrolle

Eine echte IMAX-Kamera, zum Beispiel die MSM 9802, verwendet Technologien, die über 120 Jahre alt sind. Diese Kameras sind analog und nehmen auf 70 mm Film auf. Das hat viele Nachteile: Die Filme sind sehr teuer, da der Film auf der doppelten Bandbreite vorliegt.

Der Vorführer eines Chicagoer Kinos rechnet in einem Beispiel vor, dass die Nachproduktion einer Filmrolle im IMAX Format zehnmal so teuer ist wie eine gewöhnliche Rolle mit 35 mm Maß. Die Abtastung dauert sehr lange und die Vervielfältigung ist extrem aufwendig. Zudem wiegt die Kamera selbst etwas mehr als 100 kg und kostet sehr viel.

Interessant: Die Leihgabe einer IMAX Kamera kostet pro Woche etwa 16.000 US-Dollar, während das Gerät selbst einen beachtlichen Wert von über einer halben Million US-Dollar hat.

Mit digitalen Kameras entstehen diese Nachteile nicht. Folgende Vorteile jedoch auch nicht: Die Bildqualität und Auflösung sind bis heute von digitalen Filmkameras unerreicht.

Die Auflösung entspricht bis zu 16K – doch kaum ein Regisseur nutzt diese Möglichkeit. Warum? Vielen Kinos fehlt die Ausstattung, um 70 mm Filmstreifen abzuspielen, da ein Großteil der Anbieter inzwischen weltweit auf digitale Technik umgerüstet hat.

In den vergangenen Jahren erregte IMAX jedoch wieder mehr Interesse, da Regisseure das Kino-Gefühl von einst zurückbringen wollen. Aus diesem Grund steigt die Zahl der IMAX-Kinos weltweit. Um solche Filme auch in Deutschland zu genießen, müsst ihr eines der durchaus spärlichen IMAX-Kinos aufsuchen.

Der historische Kriegsfilm “Dunkirk” von Christopher Nolan wurde fast ausschließlich mit IMAX-Kameras abgedreht.

Panavision

Die DLX2 des US-amerikanischen Herstellers Panavision ist eine der aktuell leistungsstärksten digitalen Filmkameras auf dem Markt. Seit 1954 stellt die Firma ihre Filmkameras her. Kaufen könnt ihr dieses Modell allerdings nicht, denn die Kamera wird normalerweise nur verliehen.

Schon George Lucas benutzte Kameras von Panavision, als der Star Wars Schöpfer noch eigenhändig filmte. Für den Regisseur von Star Wars VII, J. J. Abrahms wurden Gerüchten zufolge spezielle Panavision-Kameras angefertigt. Passenderweise mit den Spitznamen Millenium Falcon und Death Star.

Diese Modelle sind in der Lage 8K — also eine Auflösung von 8192 × 4320 Pixel — bei maximal 60 Bildern pro Sekunde zu filmen. Der Kontrastumfang beträgt bis zu 16 Blenden und die native ISO liegt bei bis zu 1600. Der Preis dieser digitalen Kameras ist nicht bekannt, da die beiden Geräte lediglich gemietet werden können. Experten schätzen 120.000 US-Dollar für den Body allein. Ein volles Linsen-Set könnte etwa eine halbe Million US-Dollar wert sein.

Panavision Millenium DLX2

  • 8K Maximalauflösung oder 8192 x 4320
  • Bis zu 300 FPS maximale Bildwiederholrate
  • Kontrastumfang 16 Blendenstufen
  • Native ISO bei 1600
  • Kaufpreis: nicht käuflich
  • Mietpreis: ab 1.000 Euro pro Tag

ARRI Alexa

Diese Kameras haben nichts mit Amazon zu tun. Der deutsche Hersteller für Filmkameras und Zubehör Arnold & Richter, besser bekannt als ARRI, ist eines der bekanntesten Firmen der Branche. Das Unternehmen besteht bereits seit 1917. Die ARRI Alexa 65 gehört zu den Flaggschiffen des Portfolios. Emmanuel Lubezki, der Dreifach-Oscar-prämierte Kameramann, filmte “The Revenant” mit einer Alexa 65.

Alexa 65

  • 6,5K Maximalauflösung oder 6560 x 3100 Pixel
  • Wahlweise auch 5K oder 4K möglich
  • Maximale Bildwiederholrate 60 FPS
  • Kontrastumfang 14 Blendenstufen
  • Native ISO bei 800
  • Neupreis: nicht käuflich
  • Mietpreis: ab 1000 Euro pro Tag

ARRI Alexa LF

  • 4,5K Maxmalauflösung
  • Maximale Bildwiederholrate bis zu 150 FPS
  • Wahlweise auch 4K oder 2K Aufnahmen möglich
  • Kontrastumfang 14 Blendenstufen
  • Native ISO bei 800
  • Neupreis: 120.000 Euro
  • Mietpreis: ab 1000 Euro pro Tag

The Revenant” wurde für 2016 mit einem Oscar für Beste Kamera ausgezeichnet. Kameramann Emmanuel Lubezki verwendete eine Arri Alexa.

RED One & RED Monstro

Das amerikanische Start-up RED wurde 2005 von Jim Jannard gegründet und im März 2024 von Nikon aufgekauft. Seither ist die Kameramanufaktur hundertprozentige Tochter des japanischen Herstellers für Fotoapparate und Optiken. Das erste Modell “Red One” wurde ab 2007 ausgeliefert und im selben Jahr als innovativste Kamera der Welt ausgezeichnet. 4,5K-Auflösung, 12 Bit Farbtiefe und 11,3 Blenden Kontrastumfang.

Etwa zehn Jahre später erschien mit der “Monstro” ein neues Flaggschiff. Wie der Name schon verrät, sind die Eigenschaften monströs: 8K-Vollformat bei maximalen 60 FPS mit 17 Blenden Kontrast und ISO 800 nativ. Alle vorgestellten digitalen Filmkameras nehmen übrigens im RAW-Format auf. So können Blende und Belichtung nachträglich verändert werden, ohne neu filmen zu müssen.

Red One

  • 4,5K Maximalauflösung mit Mysterium-X-Chip
  • Konstrastumfang 11,3 Blendenstufen
  • Maximal Bildwiederholrate 120 FPS bei 2K
  • Neupreis: 12.500 Euro
  • Mietpreis: ab 150 Euro pro Tag

Red Monstro

  • 8K Maximalauflösung im Vollformat
  • Maximale Bildwiederholrate 60 FPS
  • Konstrastumfang 17 Blendenstufen
  • Nativer ISO 1600
  • Neupreis: 80.000 Euro
  • Mietpreis: ab 350 Euro pro Tag

Canon Filmkamera Camera EOS

Auch der japanische Elektronik-Riese Canon mischt auf dem Markt der Filmkameras mit. Mit der Canon EOS C700 und der C700 FF bietet Canon ebenbürtige Konkurrenzgeräte zu den bisher genannten Modellen an. Ebenfalls vollständig digital sind diese Filmkameras zu Höchstleistungen fähig.

Canon C700FF

  • 5,9K Maximalauflösung im Vollformat oder 5952 × 3140 Pixel
  • Maximale Bildwiederholrate 60 FPS
  • Kontrastumfang 15 Blendenstufen
  • Native ISO 850
  • Neupreis: 33.000 Euro
  • Mietpreis: ab 200 Euro pro Tag

Canon EOS C700

  • 4,5K Maximalauflösung oder 4622 × 2469 mit 16:9 Seitenverhältnis
  • Maximale Bildwiederholrate 120 FPS
  • Kontrastumfang 14 Blendenstufen
  • Nativer ISO 850
  • Neupreis: 35.000 Euro
  • Mietpreis: ab 1.000 Euro pro Tag

Die wichtigsten Filmkameras im Überblick

Filmkameras
© gnepphoto
ModellTechnikAuflösungEmpfindlichkeitGewicht
IMAXanalog
(auf 70 mm Film)
16Kabhängig vom Filmetwa 100 kg (3D15-Solido)
Millennium DLX2digital8KISO 1600 (nativ)
4,5 kg
Arri Alexa 65digital6,5KISO 800 (nativ)
10 kg
Red Monstrodigital8KISO 1600 (nativ)2,5 kg (nur Body)
Canon EOS C700digital4,5KISO 850 (nativ)etwa 3,5 kg

Filmkameras: Ein elementarer Teil der Produktion

Normalerweise denken Zuschauern nicht darüber nach, dass ihre Lieblingsfilme erst durch analoge oder digitale Filmkameras möglich werden und Geschichten festhalten. Doch manchmal ist kein teures Equipment nötig. Manche Produktionen wurden auch mit einem Smartphone gedreht.

Neben guten, originellen Einstellungen und einer möglichst spannenden oder unterhaltsamen Geschichte darf auch eine ansprechende Geräuschkulisse nicht fehlen. Um euch dieses Thema näherzubringen, haben wir uns mit dem Heimkino Sound in den eigenen vier Wänden auseinandergesetzt.

Tobias

tvfindr Redaktion

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Als studierter Technikjournalist schreibt Tobi gerne und regelmäßig über die bunte Welt von Fernsehgeräten & Co. Weitere Interessen: Musik, Autos, Gaming, Fußball

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